FASZINATION KERAMIK
DIE MAYA und TEOTIHUACAN
Eine Ausstellung des Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg und der Sammlung Köhler-Osbahr in Zusammenarbeit mit
- der Rheinischen Friedrich Wilhelm-Universität Bonn, Abteilung für Altamerikanistik , Bonner Altamerika-Sammlung (BASA)
- dem Schokoladenmuseum Köln
- der Kurt-Sandweg-Stiftung bei immeo=wohnen Oberhausen
In Kooperation mit der Universität Bonn, Abteilung für Altamerikanistik und dem Schokoladenmuseum Köln präsentierte das Kultur- und Stadthistorischen Museum und die Stiftung und Sammlung Köhler-Osbahr 2011 eine erste beeindruckende Ausstellung zur Zustiftung des Kunstprofessors und Sammlers Kurt Sandweg.
Die Köhler-Osbahr-Stiftung/Sammlung Köhler-Osbahr hat 2010, posthum, die ethnologische Sammlung des Kunstprofessors Kurt Sandweg als Zustiftung erhalten. Es handelt sich dabei um ca. 800 ethnologische Objekte, darunter 600 altamerikanische Stücke.
Für diese erste Ausstellung haben wir aus dem Bestand hauptsächlich die Keramiken der Maya ausgewählt und mit Leihgaben aus der Bonner Altamerikasammlung (BASA) und dem Schokoladenmuseum Köln angereichert. Den Kern der Ausstellung bildeten die reichhaltig verzierten und z.T. mit Glyphen beschrifteten Kakaobecher. Abgerundet wurde die Präsentation durch Exkurse in die Kulturen der Mixteken und Zapoteken sowie in die Ernte und Herstellung von Kakao.
Dank der Wissenschaftler aus Bonn, die in enger Kooperation die Keramiken wissenschaftlich bestimmt und beschrieben haben, konnten wir gleichermaßen dem Laien wie dem Fachmann eine faszinierende Ausstellung präsentieren.
Kurt Sandweg 1927 – 2008
Bis zu seinem Tode 2008 war er künstlerisch unermüdlich aktiv präsent. Seine Skulpturen sind eigenständige Formfindungen.
Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit war er brennend an Begegnungen mit anderen Kulturen interessiert, vor allem außereuropäischen. Mehrmonatigen Aufenthalten in Mittel- und Südamerika in den 60er Jahren schlossen sich Exkursionen nach Schwarzafrika in den 70er Jahren an. Er hat nie systematisch gesammelt, sondern die Beschäftigung mit verschiedensten Stücken war ihm wichtig.
Prof. Martin Goppelsröder
Mesoamerikanische Zivilisation
Mesoamerika ist ein herausragendes Kulturareal im Gebiet der heutigen Staaten von Mexiko, Guatemala, Belize, El Salvador und Honduras.
Die Entwicklung begann um 15.000 v.Chr., als aus dem alten Nordosten Asiens die ersten Bewohner einwanderten. Es sollte jedoch bis um 1.300 v.Chr. dauern, bevor die Olmeken in den heißen, tropischen Gebieten von Vera Cruz und Tabasco ihre ersten Städte mit Tempeln und Palastanlagen bauten. Zudem entwickelten sie eine einzigartige Ikonographie, ein Kalendersystem und später auch die Schrift.
Um 600 v.Chr. gründeten die Zapoteken in Oaxaca die Stadt Monte Alban, die das Zentrum eines kleinen Reiches wurde. Tempel, verzierte Mauertafeln und glanzvolle Grabkammern, die mit vielen Urnen gefüllt waren, lassen auf den Reichtum der Führungsschicht schließen. Die zapotekische Zivilisation beherrschte die Regionen von Oaxaca bis zum 9. Jahrhundert n.Chr.
Im mexikanischen Hochland wurde um 300 v.Chr. damit begonnen die mächtige Stadt Teotihuacan zu errichten. Die wilden Krieger der Stadt zogen in viele Gebiete Mesoamerikas und schufen ein Hegemonialreich, das bis in das Herz des Maya Tieflandes reichte.
Um 400 n.Chr. war Teotihuacan eine bedeutende Zivilisation mit Vorbildcharakter. Auch die Kultur der Maya wurde von Teotihuacan beeinflußt. Sie lebten im Hochland von Guatemala und dem tropischen Regenwaldgebieten der yukatekischen Halbinsel. Sie bauten ihre ersten Städte um 600 v.Chr. im Tal von El Mirador, Guatemala, wo sie die höchsten Tempelanlagen Mesoamerikas errichteten. Von den Nachfahren der Olmeken übernahmen sie das Konzept der Schriftlichkeit. Ab ca. 300 n.Chr. bereicherten immer mehr Stadtgründungen die Landschaft, in denen göttliche Könige aus glanzvollen Palästen heraus herrschten. Plastische Arbeiten aus Holz, und Stein in der Form von Türstürzen, Vertäfelungen, Stelen, Throne und Bänken mit hervorragenden Darstellungen von Menschen und Glyphen verzierten das Innere und Äußere der Gebäude.
Ab ca. 650 n.Chr. kollabierten die Zivilisationen der klassischen Ära Mesoamerikas.
Die Maya
Die Maya waren eine der längsten existierenden Kulturen Mesoamerikas. Sie bewohnten das subtropische Tiefland der yukatekischen Halbinsel und das Hochland Guatemalas. Während der Vorklassik (600 v.Chr. – 250 n.Chr.) wurden die ersten Städte, El Mirador, Nakbe, Tintal und Wakna, mit ihren Tempeln und Palästen erbaut. Von 300 v.Chr. an, gibt es Beweise für die Benutzung eines individuellen Schriftsystems.
Während der Frühklassik (250 – 550 n.Chr.) blieb das Hauptzentrum der Nordosten des Petén, wo Tikal so etwas wie eine Vormachtstellung genossen haben mag. Ein Herrscherwechsel, der mit Teotihuacan in Verbindung gebracht wird, sorgte ab 378 n.Chr. für Veränderungen und einen deutlichen Aufschwung. Für eine kurze Zeitspanne erschienen Gebäude, Keramiken und sogar Glyphen im Teotihuacan-Stil. Tikal wurde sicherlich wohlhabend und die größte Stadt unter vielen, mit einer Aufzählung von Herrschern und einer ungebrochenen Spanne an Tempel- und Palasterrichtungen.
In der Spätklassik ab ca. 550 n.Chr. verzeichneten viele Orte Konflikte und einige wurden niedergebrannt. Tikal erlitt Verluste durch Calakmul und seinem Verbündeten Caracol im Jahr 562 n.Chr. Die westliche Mayaregion erlangte neue Höhen in künstlerischer Ausdruckskraft mit wundervollen Monumenten in Tempeln, Palästen und adligen Residenzen. Vielfarbige Keramik mit Palastszenen waren die neuste Mode in der Petén Region, wo viele Palastbetriebe ihre eigenen, ausgeprägten Stile entwickelten. Jede Stadt bemühte sich, ihre Individualität greifbar zu machen und sowohl Bildhauer als auch Maler begannen ihre Arbeiten zu signieren.
Tikal gewann seine Macht ab 695 n.Chr. wieder zurück und seine Herrscher bauten einige der höchsten Tempel der Klassik.
Ab 800 n.Chr. begann der Niedergang dieser reichen Städte, der wohl auf ein komplexes Zusammenspiel aus Klimaveränderung, zu starke Ausbeutung des Ökosystems und vernichtende Kriegsführung zurückzuführen ist.
Die Kultur von Teotihuacan
Um 300 v. Chr. entstand im mexikanischen Hochland eine geheimnisvolle schriftlose Kultur, deren Eigennamen und Sprache man bis heute nicht kennt: Die Stadt und das Reich Teotihuacan. Die archäologische Forschungsergebnisse sind beeindruckend – die Krieger der mächtigen Stadt schufen ein Hegemonialreich, das bis in das Herz des Maya-Tieflandes reichte.
An der Spitze seiner Macht hatte die Stadt bis zu 150.000 Einwohner, im angrenzend Gebieten lebten bis zu 500.000 Menschen. Um 400 n. Chr. strahlte Teotihuacan in Architektur und Kunst auf alle umliegenden Kulturen aus. Das Reich hatte politische und ökonomische Verbindungen mit Veracruz, Oaxaca, dem Maya-Hochland und dem Tiefland des Petén.
Keramik
Die in der Ausstellung gezeigten Objekte bilden nur einen kleinen Ausschnitt aus dem künstlerischen Schaffen der mesoamerikanischen Keramikkünstler und zeigen dennoch sofort den Reichtum der Formen- und Farbenvielfalt. Neben vielen kleinen Figuren sind wundervoll bemalte Teller, Schüsseln und Becher präsentiert, von denen einige als „Kakaobecher“ gedient haben. Weil Kakao als „Getränk der Götter“ galt, wundert es nicht, daß diese Gefäße besonders schön gestaltet sind.
Bild rechts: 74 Guatemala, Petén / Guatemala, Petén Maya, Spätklassik (600 – 800 n.Chr.) / Maya, Late Classic Period (AD 600 – 800) Rotes Zylindergefäß mit quadratischen Panelen mit orangem Hintergrund und der Darstellung des Hu’n oder der Personifizierung des königlichen Kopfschmucks. Möglicherweise Ik‘-Stil. S74 Sammlung Köhler-Osbahr, Bestand Sandweg, KSM
Kakao
Der Bedeutung des Kakaos Rechnung tragend, ist die Darstellung von dessen Ernte und Verarbeitung
bis zur fertigen (modernen) Tafel Schokolade ebenfalls in die Ausstellung eingeflossen.
Bild rechts: 64 Guatemala, Nordost Petén, Naranjo-Holmul / Guatemala, Northeast Petén, Naranjo-Holmul Maya Spätklassik (700 – 800 n.Chr.) / Maya, Late Classic (AD 700 – 800) Zylindrisches Kakao Trinkgefäß mit abstrakten Motiven in der senkrechten Ebene und leicht eingedellten schwarzen Streifen. Auf dem Rand hat es Pseudo-Glyphen oder sinnfreien Nachahmungen von klassischer Maya-Schrift. S64 Sammlung Köhler-Osbahr, Bestand Sandweg, KSM