Fake News bei Corputius?
Ein Duisburger Feiertag und seine Geschichte
von Harald Küst
Jahrhundertelang feierten die Duisburger den 12. März als „Krekelentag“ – ein Gedenktag, der heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Er erinnert an einen mutigen Akt im Jahr 1445, als aufmerksame Frauen die Stadt vor einem Überfall warnten und so die Eroberung durch den Kölner Erzbischof Dietrich verhinderten.
Ein Angriff in stürmischer Nacht
Im 15. Jahrhundert war das Rheinland von politischen Machtkämpfen geprägt. Der Kölner Erzbischof Dietrich hatte die Steuern drastisch erhöht, was zum offenen Widerstand der Stadt Soest führte. Diese unterstellte sich der Herrschaft von Johann von Kleve – ein Affront für Dietrich, der daraufhin auch das zum Herzogtum Kleve gehörende Duisburg ins Visier nahm. In der Nacht zum 12. März 1445, dem Tag des heiligen Gregorius, zog Dietrich mit seinem Heer vor die Tore der Stadt. Sein Ziel: Duisburg im Handstreich zu nehmen und so seinen Gegner zu schwächen. Doch der Plan scheiterte – dank der Wachsamkeit von fünf Frauen.
Wächterinnen statt Gänse
Lange Zeit hielt sich die Legende, dass es Gänse waren, die durch ihr Geschnatter die Stadtwächter alarmierten, nicht zuletzt weil Johannes Corputius dies auf seinem Stadtplan schreibt. Gänse retten die Stadt? – Eine schöne Parallele zur berühmten Episode der römischen Geschichte, als eben diese Vögel die Belagerung Roms durch die Gallier verhinderten. Doch in den Stadtrechnungen von 1445 findet sich ein Eintrag, der besagt, dass fünf Frauen für ihre Wachsamkeit entlohnt wurden. Sie waren es nämlich, die die Angreifer in der Dunkelheit entdeckt und die Stadtbewohner rechtzeitig gewarnt hatten.
Der Krekelentag: Eine (fast) vergessene Tradition
Zum Gedenken an die vereitelte Eroberung zog jahrhundertelang am 12. März eine feierliche Prozession durch Duisburg. Die Stadt spendete den Armen Heringe und Gebäck, das später durch kleine, süße Brezeln ersetzt wurde – die sogenannten Krekelinge. Besonders für Kinder war dies ein Höhepunkt im Jahreskalender.
Mit der Zeit geriet der Krekelentag in Vergessenheit. Doch die Duisburger Geschichtsinitiative „Mercators Nachbarn“ will die Tradition wiederbeleben.
Am 15. März um 14 Uhr lädt die Gruppe ins Kultur- und Stadthistorische Museum zu einer Szenischen Lesung, verbunden mit einem kurzen Info-Vortrag.
Ein Stück Erinnerungskultur, das an die mutigen Frauen von 1445 und an ein wichtiges Kapitel der Duisburger Stadtgeschichte!
Im Anschluss an die Lesung sind alle Gäste eingeladen, selbst gebackene Krekelen zu probieren und bei einem Glas Navigatorwein ins Gespräch zu kommen.
Ein geselliger Ausklang, der nicht nur den Gaumen, sondern auch den Geist anregt anregen soll – ganz im Sinne von „Mercators Nachbarn“!
Der Eintritt ist frei, eine Spende erbeten.