Bronzeguss virtuell
Zu Ostern eröffnen wir üblicherweise gemeinsam mit den Kolleg*innen von Duisburg Kontor die Freiluft-Saison am Duisburger Innenhafen: Am Osterwochenende findet seit Jahren der erste Marina-Markt statt. Nach den langen, kalten Wintermonaten kommen dann Besucherinnen und Besucher auf den Markt, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu genießen und das abwechslungsreiche Angebot des Marina-Markts zu bestaunen.
Seit vielen Jahren findet auch bei uns auf dem Museumsvorplatz ein buntes und abwechslungsreiches Outdoor-Programm zu diesen Märkten statt. Besonders beliebt ist das Mercatorcafé, das für viele zu einem echten „Geheimtipp“ geworden ist. Kaffee und Kuchen zu kleinen Preisen im Schatten der historischen Rosiny-Mühle gehört für viele zu einem Besuch des Marina-Marktes dazu.
Besondere Highlights setzt dabei das Programm „Gesichter unserer Stadt“, bei dem wechselnde Kunst- und Kulturschaffende aus Duisburg und Umgebung ein vielfältiges Programm vor dem Museum bieten. In diesem Jahr haben wir uns einen Themenschwerpunkt für dieses Programm gegeben: Ergänzend zu der aktuellen Sonderausstellung „Dispargum – Königshof, Kaiserpfalz, Hansestadt“, die noch bis Oktober bei uns zu sehen ist, werden im Laufe des Sommers Workshops und Aufführungen geboten, die rund um das Mittelalter kreisen.
Den Auftakt hätte unser Museumspädagoge Olaf Fabian-Knöpges mit einem nachgebauten Schmiedeofen gemacht. Hier wollten wir Ihnen zeigen, wie Kunstwerke, Schmuckstücke, Waffen oder auch Münzen aus Bronze gegossen werden. Leider muss der Marina-Markt zu Ostern aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen und auch unser Programm findet nicht statt.
Um Ihnen aber trotzdem einen Eindruck zu geben, bringt Olaf Fabian-Knöpges uns den Bronzeguss virtuell mit lebhaften Beschreibungen, kurzen Videos und erläuternden Fotos nach Hause. Die Fotos stammen von einem seiner Schmiede-Workshops im Klingenmuseum Solingen. Vielen Dank an die Kollegen, an die Fotografin Eva Tathoff und alle Beteiligten, dass wir die Bilder bei uns zeigen dürfen.
Hier lesen Sie seinen Beitrag:
Das wäre der Bronzeguss zu Ostern gewesen
Bronze glänzt wie Gold. Seit 3000 Jahren dient sie als Schmuck und als Material aus dem Kunstwerke aber auch Gebrauchsgegenstände gefertigt wurden.
Doch was ist Bronze? Bronze ist eine Legierung aus Kupfer und Zinn, die bei 1056 Grad ihren Schmelzpunkt erreicht.
Um sie zu verarbeiten, wird in einer vertieften Esse ein Koksfeuer entfacht, welches angetrieben durch ein Sauerstoffgebläse sehr hohe Temperaturen erreicht.
Die Luft wird so heiß, dass sie verbrennt, für den Gießer eine gefährliche Situation.
In diese Glut wird ein Tiegel aus Graphit platziert, in dem sich das Schmelzmaterial befindet.
Bronze ist eine Kupferlegierung, d.h. ursprünglich wurde aus Kupfererz erschmolzenes Kupfer wieder verflüssigt. Da Kupfer aber eine hohe Oberflächenspannung aufweist und sich daher nicht gut in feine Formen verteilt, wurde in der Bronzezeit und auch heute Zinn hinzugefügt. Dabei gilt, dass je höher der Zinngehalt ist, desto besser fließt die Bronze, desto härter wird sie auch und desto mehr nimmt sie auch eine goldige Farbe an.
Die gewünscht Mischung kommt in den Tiegel und wird in der Esse erhitzt bis sie flüssig ist. Dann sind Temperaturen von ca. 1200 Grad erreicht. Welcher Topf, außer einem aus Graphit hält das aus?
Während die Bronze erschmolzen wird, werden die Formen hergestellt. Dazu ist eine Vorlage nötig und, da wir in Formsand zweidimensional und dreidimensional mit leichter Unterschneidung gießen können, zwei gleich große Rahmen. Darin werden die Objekte, in diesem Fall Schwerter und Dolche aus dem Museumsbestand des Klingenmuseums Solingen, eingebettet. Der Formsand wird steinhart gestampft, eine mühselige Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Arbeit lohnt sich allerdings, denn es gilt, je besser ein Objekt eingeformt ist, desto besser wird der Guss.
Der Formsand ist rot eingefärbt, er ist mit Öl vernetzt und sehr fein, so dass er zu 100% abformt. Beim Guss und dem anschließenden Abkühlen in der Sandform verbrennt das Öl, was eine schwarze Brandschicht hinterlässt.
Wenn die Formen fertig sind, das heißt, die Luftabzugskanäle und Eingüsse in den nun steinharten Sand gekratzt sind, werden die Formkästen mit Zwingen verschraubt, damit sie sich beim Gießen nicht anheben.
Ob der Guss gelingt, kann man nicht vorhersagen, es gibt Unwägbarkeiten: Schlacke aus dem Tiegel fließt auch in die Form, Formsandpartikel lösen sich aus dem Gusskanal und hinterlassen Löcher, sogenannte Lunker, Verbindungen zu den Luftabzugskanälen verstopfen, die Bronze kühlt in der Form zu schnell ab und kann deshalb nicht in alle Räume fließen und und und…
Deshalb war es üblich, dass der Gießer sich göttlichen Beistand holte, oder wenigstens ein Kreuzzeichen machte.
Wenn der Guss gelungen ist und nach kurzer Zeit die Formkästen geöffnet werden können, entsteht eine fast weihnachtliche Situation: Man öffnet ein Paket, ahnt was darin sein soll, ist sich aber dessen nicht sicher. Der geöffnete Kasten legt den Blick auf verbrannten Sand und goldig schimmernde Bronze frei, ein Augenblick höchster Spannung. Das Gussergebnis wird aus der Form genommen, abgekühlt und gereinigt. Dann zeigt sich erst genauer, ob der Guss gelungen ist.
Mit dem gelungenen Guss beginnt eine weitere Arbeit. Das Feilen, Schleifen und Polieren bis die Bronze wirklich schimmert wie Gold
Wir hoffen, dass wir diese Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können und Sie bis dahin neugierig gemacht haben.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien frohe Ostern!