Eröffnungstermin ohne Eröffnung
Wir haben bereits im Laufe der letzten Woche einen Einblick hinter die geschlossenen Museumstüren gewährt. Fleißige Helfer haben trotz aller Umstände die Ausstellung „Rassendiagnose: Zigeuner. Der Völkermord an den Sinti und Roma und der lange Kampf um Anerkennung“ des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma aufgebaut in der Hoffnung, dass die Eröffnung der Ausstellung so bald wie möglich nachgeholt werden kann.
Bisher haben wir von den besonderen Umständen berichtet, unter denen die Ausstellung nun entsteht. Dagegen haben wir erst wenig zu den Inhalten gesagt.
Um was geht es also in der Ausstellung?
Die Wanderausstellung „Rassendiagnose: Zigeuner. Der Völkermord an den Sinti und Roma und der lange Kampf um Anerkennung“ des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma thematisiert schwerpunktmäßig die Ausgrenzung und Entrechtung der Minderheit im Nationalsozialismus bis zu ihrer systematischen Vernichtung im besetzten Europa. Die Präsentation macht die zerstörten Lebenswege hinter den abstrakten Dokumenten der bürokratisch organisierten Vernichtung sichtbar. Historische Familienfotos von Sinti und Roma geben Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Menschen und lassen sie als Individuen hervortreten.
Behandelt wird auch die Geschichte der Überlebenden im Nachkriegsdeutschland, die erst spät als NS-Opfer anerkannt wurden. Am Ende der Ausstellung steht ein Ausblick auf die Menschenrechtssituation der Sinti-und Roma-Minderheiten in Europa nach 1989.
Das Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie (ZfE) hat die Ausstellung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma um einen lokalgeschichtlichen Teil zur Verfolgung der Sinti in Duisburg angereichert. Neben einführenden Thementexten zur Lebenssituation der Duisburger Sinti in den 1930er-Jahren und zu den immer engmaschigeren und schärferen Maßnahmen der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik werden vor allem Einzelbiografien von Menschen vorgestellt, die Opfer der rassistischen Gewaltherrschaft wurden.
Dr. Andreas Pilger, Stadtarchivar und einer der Projektleiter des ZfE betont vor allem die Verbindung der historischen Elemente der Ausstellung mit der heutigen Situation: „In Duisburg leben viele Nachfahren von Verfolgten; sowohl alteingesessene Duisburger Sinti, als auch Roma aus Osteuropa, die im Zuge des Jugoslawienkriegs oder mit der EU-Osterweiterung nach Duisburg kamen. Diese Menschen sind heute für uns wichtige Gesprächspartner, weil sie von der Verfolgung ihrer Eltern und Großeltern berichten können. Die persönliche Begegnung mit den Menschen kann helfen, Vorurteile abzubauen. Noch immer treffen wir in unserer Gesellschaft auf die gleichen rassistischen Stereotype, die schon die ideologische Grundlage der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik bildeten. Die Ausstellung will diesen Vorurteilen durch historische Aufklärung entgegentreten und damit gleichzeitig eine Mahnung gegen diskriminierendes Denken, Sprechen und Handeln formulieren.“