40 Jahre Schimanski — Duisburg erinnert sich
Es war der 28. Juni 1981, als sich Horst Schimanski zum ersten Mal seine beigefarbene Feldjacke überwarf und sich durch das Abendprogramm des ARD fluchte. Der charismatische Kommissar mit der großen Klappe und dem Herz am rechten Fleck begeisterte über Jahrzehnte Fernsehzuschauer in ganz Deutschland. Doch ausgerechnet in seiner Heimatstadt Duisburg hatte er es anfangs schwer.
Nachdem die ersten Tatortfolgen über die Bildschirme gelaufen waren, beschwerten sich zahlreiche Duisburger über Götz Georges Interpretation des Ruhrgebietspolizisten. „Der Ruhrpott kocht – Sind wir alle Mörder und Trinker?“ titelte die Bildzeitung. Und wahrlich: Schimanski war nun wirklich kein Kind von Traurigkeit. Er trank, ernährte sich praktisch nur von Currywurst und rohen Eiern, hatte zahlreiche Affären und seine inflationäre Verwendung des Wortes „Scheiße“, rief den erhobenen Zeigefinger unzähliger Moralapostel hervor.
Doch schon nach wenigen Folgen wurden die kritischen Stimmen leiser. Horst Schimanski wurde zum Paradebeispiel einer Ruhrpottschnauze, offen und direkt heraus, aber auch gutherzig und stets unterwegs im Kampf für Gerechtigkeit.
Immer mit dabei: die abgewetzte und ramponierte Feldjacke. Götz George selbst hatte sich sein Outfit für die erste Folge zusammengestellt. Dunkle Jeans, Cowboystiefel und eine grüne M-65 Jacke der amerikanischen Streitkräfte. Damit bekleidet trat er vor die Filmverantwortlichen – und löste Entsetzen aus. So konnte doch kein seriöser Kommissar rumlaufen! Geradezu paramilitärisch wirkte das Outfit! Doch George setzte sich durch. Schimanski war ein unkonventioneller Typ und die lässige Jacke half, seinen Charakter zu unterstreichen. Nur bei Kleinigkeiten war der Schauspieler kompromissbereit: Die grüne Jacke wurde entfärbt und hatte fortan einen schwer definierbaren graubeigen Farbton. Auch die Schulterklappen wurden abgetrennt, um die neue Uniform des Kommissars weniger militärisch aussehen zu lassen.
Die legere Jacke drückte aus, wie Schimanski seinen Job lebte. Trug er zwischendurch mal ein Jacket, wirkte er geradezu lächerlich und verkleidet. Der Kommissar lebte für seinen Beruf und wenn er tagelang observierte und im Auto schlief, war seine bequeme Jacke ein treuer Begleiter. Erst in der 29. und zugleich letzten Folge Tatort mit Schimanski, konnte er sich von seinem Markenzeichen trennen. Er warf sie von einem Dach und begann ein neues Leben, fern der Polizei.
Seitdem gehört eine der original Filmrequisiten hier ins Museum, denn obwohl die Jacke nicht gerade antik ist, repräsentiert sie doch ein großartiges Stück Duisburger Stadtgeschichte. Doch auch für die gesamtdeutsche Fernsehgeschichte ist die Jacke sehr bedeutend, weshalb sie als begehrte Leihgabe bereits in einigen anderen Museen und Ausstellungen zu sehen war. So wird sie aktuell etwa dem Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig zur Verfügung gestellt. Dort ist sie noch bis Januar 2022 Teil der Ausstellung „Tatort – Mord zur besten Sendezeit“.