Militärische Grenzsicherung in römischer Zeit
Legionäre und Auxiliartruppen am Rhein.
In Zeiten friedlicher Koexistenz diente das Gebiet des heutigen Duisburg als Pufferzone und Handelsplatz.
Ende des 1. Jahrhunderts wurde das römische Kastell Asciburgium (Moers) aufgegeben; eine Wachmannschaft verblieb im Kleinkastell Werthausen (Rheinhausen). Die Römer kontrollierten vor allem den Bereich der Ruhrmündung.
Der Militärposten hatte die Aufgabe, mögliche germanische Einfälle frühzeitig zu beobachten und gegebenenfalls Verstärkung anzufordern.
Hätte man im 1. Jahrhundert einen erfahrenen römischen Legionär getroffen und ihn gefragt, wie es sei, gegen die Germanen zu kämpfen, er hätte geantwortet: „Brukterer, Sugambrer, Bataver…, wir wissen oft nicht, mit wem wir es zu tun haben. Darum nennen wir sie Germanen. Die verschiedenen Stämme bekriegen sich untereinander genauso gern, wie sie uns Römer abschlachten wollen. So mancher Überfall auf unseren Militärposten wurde dadurch verhindert, dass wir ihnen eine Wagenladung Wein anboten, damit sie dafür einen anderen Stamm überfielen.“ Aus römischer Sicht bestand durchaus ein Interesse an Bündnissen mit befreundeten Stämmen. „Teile und herrsche!“ war die Devise.
Der Niederrhein mit dem „nassen Limes“ bildete damals die Ostgrenze der römischen Provinz Niedergermanien. Viele Germanen kämpften auf römischer Seite. Rom stützte seine Macht auf ein gut organisiertes Heer. Es bestand etwa zur Hälfte aus Soldaten mit römischem Bürgerrecht, den Legionären, und zur anderen Hälfte aus Auxiliar- oder Hilfstruppen, in denen Männer germanischer Stämme dienten. Sie glichen den massiven Mangel an römischen Soldaten aus. Es galt der Legionärsspruch: „Es gibt alte Soldaten und es gibt tapfere Soldaten. Es gibt keine alten wagemutigen Soldaten.“ Der Dienst in den Hilfstruppen zog viele junge Germanen an. Wer zwischen 18 und 26 Jahre alt, ledig, mindestens 1,63 Meter groß, körperlich fit war und ein Empfehlungsschreiben mitbrachte, konnte sich bewerben. Während ein römischer Legionär quasi einen Beamtenstatus mit Pensionsanspruch hatte, genossen die germanischen Hilfstruppen weniger Privilegien. Sie sicherten als mobile Feuerwehr die Grenzen, begleiteten Strafexpeditionen und bekämpften feindliche Stämme rechts des Rheins.
Einigen germanischen Kriegern der Auxiliartruppen gelang der Aufstieg in höchste militärische Ränge. Dafür wurden sie am Ende ihrer Dienstzeit zu römischen Bürgern ernannt. Damit sollte ihre Loyalität gesichert werden. Gefährlich konnte es für das römische Reich jedoch werden, wenn der ehemalige Auxiliar beschloss, zu seinem Volk zurückzukehren und sein Wissen gegen Rom einzusetzen. Germanen wie Arminius, der den Römern in der Varusschlacht eine empfindliche Niederlage beibrachte, kannten die römische Armee mit all ihren Stärken und Schwächen in- und auswendig. So auch 69 n. Chr. Gaius Julius Civilis: Dieser Mann war römischer Bürger, aber er führte ein ganzes Korps batavischer Hilfstruppen zum Abfall von Rom. Der Aufstand entlang des Rheins wurde von den Römern unter Petillius Cerialis niedergeschlagen, aber Civilis schlug sich so gut, dass er Bedingungen für sich aushandeln konnte. Dann verschwand er aus der Geschichte. Nach dem Bataveraufstand herrschte auf beiden Seiten des Rheins weitgehend Frieden.
Ab dem 2. Jahrhundert setzte eine verstärkte Siedlungstätigkeit ein. Man lebte in friedlicher Koexistenz. Die Provinzverwaltungen nutzten den Limes, um den Warentransport zu kontrollieren und Zölle zu erheben. Intensive Handelsbeziehungen zwischen Römern und Germanen sind belegt – auch im rechtsrheinischen Duisburg: Typische römische Handelsgüter wie Keramik, Weinamphoren, Münzen, Glasbecher etc. wurden hier von Archäologen gefunden. Die langen Friedensjahre führten zu einer zunehmenden Romanisierung. Ende des 3. Jahrhunderts ging die lange jedoch Friedenszeit zu Ende: Die Grenzen des riesigen Imperium Romanum wurden in der Völkerwanderungszeit brüchig. Verschiedene fränkische Gruppen nutzten die schwierige Lage des Imperiums und drangen aggressiv in das entstandene Vakuum ein. Vermutlich nahmen die Franken, ein Zusammenschluss verschiedener germanischer Stämme, um 450 n. Chr. die spätrömischen Reste eines steinernen Burgus im Bereich des heutigen Burgplatzes in Besitz. Chlodio, der erste fassbare Merowingerkönig, hatte hier in „Dispargum“ seinen Hauptsitz.
Harald Küst
Zum Weiterlesen
• Tilmann Bechert: Duisburg – Dispargvm Dvisbvrg: Königshof und Kaiser-pfalz. Mainz 2017.
• Tilmann Bechert: Zu den Anfängen der Rheinschifffahrt. In: Stadt Duisburg (Hrsg.): Duisburg und der Rhein. Duisburg 1991; 23–46.
• Günter Krause: Archäologische Zeugnisse zur frühen Geschichte Duis-burgs.Duisburg 2020.
• Philip Matyszak: Legionär in der römischen Armee – Der ultimative Karriere-führer. Darmstadt 2010.
• Stadt Duisburg (Hrsg.): Duisburger Denkmalthemen 7: „2000 Jahre Duisburg – Entstanden in römischer Zeit“. Duisburg 2010.